Es gibt Erkenntnisse, die das Leben eines Menschen auf den Kopf stellen können. Vieles was ich gelernt habe, lässt sich in drei Ungleichheiten zusammenfassen. Ich bin der Überzeugung, dass jeder, der diese Ungleichheiten nutzt, ein erfülltes Leben haben und ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein wird.

long-term > short-term

Unser Gehirn ist auf kurzfristige Belohnungen ausgelegt. Das liegt daran, dass wir in der Vergangenheit als Jäger und Sammler überleben mussten. Wenn wir Hunger hatten, war es wichtig, schnell Nahrung zu finden. Wenn wir Durst hatten, war es wichtig, schnell Wasser zu trinken. Heute leben wir in einer Welt, in der wir jederzeit Zugang zu Nahrung und Wasser haben. Allerdings ist unser Gehirn immer noch auf die Suche nach kurzfristigen Belohnungen programmiert. Das kann uns dazu führen, dass wir Entscheidungen treffen, die sich auf lange Sicht negativ auf uns auswirken.

Ein Beispiel dafür ist die Nutzung sozialer Medien. Soziale Medien sind darauf ausgelegt, uns mit kurzfristigen Belohnungen zu versorgen. Wenn wir einen Like oder einen Kommentar auf einem unserer Beiträge erhalten, fühlen wir uns gut. Allerdings haben soziale Medien auch negative Auswirkungen auf uns. Sie können uns dazu führen, dass wir uns vergleichen und uns unglücklich und isoliert fühlen.

Darüber hinaus ist es so, dass verzögerte Belohnung oftmals größerer Belohnung gleichzusetzen ist. Zeit ist für den Menschen so wie ein Setzling: Er kann ihn sofort verwenden, z.B. als Brennmaterial. Oder er macht sich die Mühe und pflanzt den Setzling und gießt und düngt ihn. Nach einiger Zeit wird einen Baum haben, von dessen Frucht er sich jahrelang erfreuen wird.

Oder er macht sich die Mühe und pflanzt den Setzling und gießt und düngt ihn. Nach einiger Zeit wird einen Baum haben, von dessen Frucht er sich jahrelang erfreuen wird.

Wenn wir ein erfülltes Leben führen wollen, sollten wir uns auf langfristige Ziele konzentrieren. Das bedeutet, dass wir bereit sein müssen, kurzfristige Belohnungen aufzugeben, um etwas zu erreichen, das uns auf lange Sicht glücklich macht.

geben > nehmen

Der Mensch ist ein soziales Wesen. In einer Gesellschaft werden jene Menschen anerkannt und verehrt, die den größten Beitrag zur Gruppe leisten. Wie Stephen R. Covey in seinem Buch “The Seven Habits of Highly Effective People” erwähnt, hat jeder Mensch ein ‘emotionales Bankkonto’. Man hebt von diesem Konto ab, wenn man unerwünschtes Verhalten zeigt, wie etwa beleidigt oder klaut. Bringt man der anderen Person Nutzen, zahlt man in dieses Konto ein. Um sich bei anderen nicht zu ‘verschulden’, sollte man seinen Mitmenschen etwas zurückgeben. In diesem Zusammenhang sind folgende Worte unseres Propheten (s.a.w.) wichtig:

“Die obere Hand ist besser als die untere Hand denn die obere Hand ist die Spendende und die untere Hand ist die Bettelnde.” – Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Kapitel 24, Ḥadīṯ-Nr. 1429

Auch wenn sich dieses Hadis auf die Almosensteuer (Zakat) bezieht, sollte man die Message nicht einschränken. Man kann nicht nur Geld geben. Man kann Wissen geben, Hilfe geben, Respekt geben oder einfach nur ein Lächeln und Höflichkeit geben.

Außerdem haben alle Menschen eine (virtuelle) Bilanz bezüglich ihrer Existenz auf der Welt. Durch das Atmen wandeln wir Sauerstoff in Kohlendioxid um. Wir konsumieren Nahrung und trinken Wasser. Somit haben wir anfangs eine negative Bilanz und sind eine Last für die Umwelt (wenn man das so ausdrücken darf). Nur durch gute und nützliche Taten gleichen wir unser Konto aus. Durch eine positive Bilanz tragen wir die Gesellschaft nach vorne. Ich finde, dass jeder sich überlegen sollte, wie ihre Bilanz ist und was sie tun, um die Welt einen Schritt nach vorne zu bringen.

weniger > mehr

Die Idee, dass weniger mehr ist, wird oft von Minimalisten plädiert. Das scheinbare Paradoxon meint, dass weniger von etwas besser sein kann als mehr von dem selben. Wenn wir beispielsweise weniger besitzen, müssen wir uns weniger um die Pflege und Aufbewahrung unseres Besitzes kümmern. Das gibt uns mehr Zeit und Freiheit, uns anderen Dingen zu widmen.

Der berühmte Psychologe Barry Schwartz wirft in einem seiner TED-Vorträge eine zunächst widersinnige Hypothese auf. Er behauptet nämlich, dass mehr Wahloptionen unglücklicher machen. Sollte größere Freiheit nicht glücklicher machen? Seiner Forschung zufolge führen mehr Optionen zu einer ‘Paralyse’, die wiederum den Betroffenen unzufrieden macht. Ein weiterer Effekt ist, dass eine größere Auswahl auch ein größerer Verlust bedeutet. Wählt man eine Option, fallen alle anderen weg. Ich kenne das z.B. wenn ich essen gehe. Wenn es viele Wahlmöglichkeiten gibt, quäle ich mich lange, bis ich mich entscheiden kann. Egal was ich wähle, am Ende hätte ich mich doch lieber anders entscheiden sollen. Lieber mag ich es in Restaurants, in denen ich oft bin. Ich muss mir keine Gedanken machen und weiß sofort was ich haben will.

Mehr von etwas muss also nicht unbedingt besser sein. Wie kann man diesen Fakt im Alltag nutzen? Du kannst deinen Besitz verringern. Gegenstände rauben uns Energie und Zeit, wenn wir mehr als nötig besitzen. Der Nutzen nimmt mit steigender Anzahl an Gegenständen ab und wird irgendwann zur Last für den Besitzer.

Darüber hinaus kannst du weniger Zeit für nicht-essentielles nutzen. Der Großteil unserer Zeit geht für Verzichtbares verloren. Du solltest die verlorene Zeit minimieren, um Platz für wichtige Arbeit zu schaffen. Durch weniger machen kannst du mehr schaffen. Ein simpleres Leben bedeutet ein gelungeneres, segenreicheres Leben.

Fazit

Die drei Ungleichheiten, die ich in diesem Artikel beschrieben habe, sind allesamt mächtige Werkzeuge, die uns helfen können, ein erfüllteres und sinnvolleres Leben zu führen. Wenn wir uns auf langfristige Ziele konzentrieren, geben und weniger besitzen, können wir glücklicher, zufriedener und nützlichere Mitglieder der Gesellschaft sein.


One response to “Drei mächtige Ungleichheiten, die du dir zunutze machen solltest”

  1. […] (friction) machen. Es gibt ein Phänomen namens ‘Addition durch Subtraktion’. Es besagt, dass weniger von etwas, mehr sein kann. Bezogen auf Gewohnheiten ist es so, dass weniger Widerstand zu mehr vom Verhalten führt. Mach ein […]

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